Couverture / Jaquette

Vor 85 Jahren zerschneidet die Dorfbevölkerung von Schupbach endgültig das Band, das fast drei Jahrhunderte zwischen ihr und der Israelitischen Kultusgemeinde geknüpft wird. Sie zerstört 1940 in einer Gemeinschaftsaktion den jüdischen Friedhof, verbaut Grabsteine und Einfassungen in Privatgärten bzw. am Eingang des örtlichen RAD-Lagers. Kurze Zeit später erwirbt der NSDAP-Bürgermeister Ernst Schmidt den Friedhof und lässt 50 Obstbäume anpflanzen. Damit ist, nachdem bereits 1938 die Synagoge 'arisiert' wird, die Präsentation und Repräsentation des Jüdischen im öffentlichen Schupbacher Raum endgültig aufgehoben. Es wird ein Transformationsprozess ausgelöst, der den Friedhof zum Raum zweiter Ordnung macht, als Jahrzehnte später ein Schupbacher Einwohner seine Hunde auf den jüdischen Friedhof führt, um sie dort zu erschießen. Den Schritt zu einem Raum der Repräsentation als Gedenkstätte und Erinnerung vollzieht Schupbach nicht.

Note biographique

Ist tatsächlich meine Biographie erwähnens- oder gar wissenswert, wenn ich einen Text über kulturelle oder industrielle Zerstörung lese? Brauche ich als Leser die Bestätigung, dass ein mit Deutungskompetenz ausgestatteter Autor spricht? Ist etwa meine Person von Bedeutung?"Tod des Autors" - ein Schlagwort, das der französische Philosoph und Poststrukturalist RolandBarthes 1967 prägte. Aktuell ist dieses also nicht mehr, aber die Idee, den Autor nicht mehr automatischals Subjekt in seinen Texten mitschwingen zu lassen, bleibt ein, nämlich mein wichtigstes Credo.Meine Lebens-, Bildungs-, Arbeits-, Leistungsbiographie... unwichtige Details - nicht meinePerson, sondern der von mir verfasste Text sollte im Fokus stehen. Vielen Dank!

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